Mittwoch, 28. November 2018

Azoren Tag 4: Von Lajedo nach Faja Grande

"Welcome to the Jungle!" 

Dieser Ausspruch sollte mir auf unserer heutigen, eigentlich für gestern geplante knapp 14 Kilometer lange Wanderung PR2Flo von Lajedo nach Faja Grande noch des öfteren in den Sinn kommen. 
Zunächst einmal ließen wir uns am Morgen wieder von Taxifahrer Silvio Medina wie bereits gestern zum Ausgangspunkt der Streckenwanderung für 25 Euro von Faja Grande aus fahren. Silvio war sogar überpünktlich und wartete bereits auf uns vor dem dortigen Supermarkt, in dem wir uns noch schnell mit Wasser und Proviant eingedeckt hatten. 
Die Wolken über Lajedo am Morgen verhießen nichts Gutes und so fing es kurz darauf zu regnen an.

Dem kleinen Gesellen hier schienen die Wolken keinen Verdruss zu bereiten!

Bei diesem Haus holte sich die Natur ihren Grund und Boden bereits wieder zurück.

Das kleine Dorf liegt hübsch eingebettet zwischen grünen Hügeln im Südwesten von Flores.
Die erste Stunde der Wanderung bescherte uns leider Regen und das obwohl gar keiner vorhergesagt war - typisch Azoren eben! 
Den Rest des Weges blieb es dann glücklicherweise aber weitestgehend trocken. Dennoch waren wir froh um unsere Wanderstöcke auf den teils mit Steinen gepflasterten Wegen, die sobald nass, eine  Bodenhaftung ähnlich der von Schmierseife annahmen. 
Der Weg selbst war wie auf der Tour gestern und typisch für die meisten Touren auf den Azoren recht gut ausgeschildert und ansonsten auch gut zu wandern. Ein Verlaufen war dadurch eigentlich kaum möglich. 
Hier sorgte dankenswerterweise die Natur selbst für eine Überdachung und Regenschutz.

Der Weg bot öfters auch schöne Aussichten auf die Steilküste.

Wilder Ingwer und ein "Baumtor"

Immer wieder durchquerte man solche fast schon tunnelartigen Hohlwege.

Richtete man den Blick nach oben und gen Osten, traf er oft auf beeindruckende Felsen wie diese hier.

Das Wetter klarte langsam auf und entsprechend wurde auch die Sicht entlang der Küste immer besser.
Nach knapp zwei Stunden erreichten wir das kleine pittoreske und inmitten von Feldern gelegene Dorf Mosteiro
Von hier aus ging es auf einer von der Entfernung von Lajedo bis Mosteiro ähnlich langen Teilstrecke weiter bis nach Fajazinha. 
Wie für die Insel Flores typisch, umgab uns meist der wunderbare Duft der Blumen, wie etwa der der an jeder Straße als Windschutz gepflanzten Hortensien. Auch einige plätschernde Bäche mussten wir auf dem Weg überqueren, dank ausreichend großer Steine im Bachbett blieben wir aber trockenen Fußes. Daneben passierten wir auch zahlreiche Hohlwege und dort war man oft von einer derart dichten Vegetation umgeben, dass man sich wie bereits zu Beginn erwähnt fast wie im Urwald fühlte!
Das feuchte Wetter sorgte für diesen "Naturteppich" über der Treppe.

Die Häuser im kleinen Dorf Mosteiro waren teilweise nur noch Ruinen.

Gut erhaltenes altes Wohnhaus in Mosteiro

Malerische ehemalige Wassermühle bei Mosteiro

Drachenbaum an der Steilküste hinter Mosteiro

Welcome to the Jungle! :-)

Auch wenn das Wetter heute nicht optimal war, verzauberte uns die Wanderung durch solche Passagen immer wieder!
Bei Fajazinha eröffnete sich uns ein monumentales Panorama auf saftig grüne Bergwände aus denen sich unzählige Wasserfälle ergossen. 
Wer mag kann sich übrigens dort die einzige noch betriebene alte Wassermühle auf Flores ansehen, die direkt an der Hauptstraße liegt, auf die der Wanderweg kurz hinter Fajazinha trifft. Eine nette ältere Dame betreibt die Mühle und erklärt einem leider nur auf portugiesisch und unterstützt durch ein paar hilfreiche Gesten wie sie funktioniert. Über eine kleine Spende freut sie sich übrigens auch! ;-)
Blick hinab auf das Dorf Fajazinha vom Miradouro do Portal. Ganz im Hintergrund links unser Ziel das Dorf Faja Grande

Der hübsche Ortskern von Fajazinha

Die letzte noch intakte und arbeitende Wassermühle auf Flores

Die Mahlsteine im Inneren

Man konnte auch an der Seite der Mühle hinabsteigen und die Wasserräder beobachten.
Auf jeden Fall lohnte sich der circa 600 Meter lange Abstecher zu den beeindruckenden Wasserfällen Poço Ribeira do Ferreiro am Lagoa dos Patos (Entensee). Beeindruckend war hier alleine schon die Anzahl - so zählte ich insgesamt ganze 12 Wasserfälle, die sich in den See ergossen, und sich um die Schönheit des Anblicks noch zu steigern auch noch darin spiegelten! Für den gepflasterten und oft feuchten Weg hinauf und vor allem auch zurück leisteten uns die Wanderstöcke erneut gute Dienste. 
Der verwunschene und leider auch etwas glitschige Weg hinauf zu den Wasserfällen.

Die Wasserfälle, von denen ich ganze zwölf zählte, ergossen sich die Steilwand hinab und spiegelten sich dabei malerisch im stillen Bergsee. 

Wie so oft auf den Azoren fühlte ich mich hier wieder einmal kurz nach Neuseeland versetzt.

Gegen Ende der Wanderung kam dann doch noch mal die Sonne heraus und setzte die Landschaft perfekt in Szene!

In Faja Grande angekommen war das Fest, für das wir bereits gestern die Girlanden gesehen hatten im vollen Gange.

Am westlichsten Punkt Europas!

Wie könnte eine lange Wanderung besser zu Ende gehen!
Das letzte Wegstück bis zum Ziel führte uns schließlich entlang uriger, mit den typisch niedrigen Natursteinmauern umfassten Weiden. 
Am Ende zeigte sich dann sogar noch einmal die Sonne und sorgte mit ihrem goldenen Nachmittagslicht für eine tolle Stimmung und Panorama auf Faja Grande und die Küste. Entsprechend zögerten wir keine Sekunde und ließen uns für einen Sundowner-Cider und später noch einen Burger auf der Terrasse des Restaurant Papadiamandis nieder. 
Zur absoluten Entspannung trug dann auch noch die gute Chill-out-Musik und der nette Service bei, auch wenn dieser teils etwas überfordert schien. Darüber hinaus befanden wir uns hier übrigens am westlichsten Punkt Europas. Eine perfekte Kombination also für einen angemessenen Ausklang des heutigen Tages!
Christian

Donnerstag, 22. November 2018

Azoren Tag 3: Auf Traumpfaden entlang der Küste von Flores

Für heute stand die wohl bekannteste und angeblich schönste Streckenwanderung der Azoren vom Leuchtturm bei Ponta Delgada bis nach Faja Grande im Westen der Insel, die PR1Flo an. Gleich vorweg: Ja, alles stimmt, diese Wanderung haut einen einfach von den Socken und zählt für mich sogar zu den schönsten Wanderungen aller unserer Reisen überhaupt!
In Faja Grande stellten wir zunächst unser Auto auf dem Parkplatz am Supermarkt ab, um per Taxi zum Startpunkt zu fahren. Das Unterfangen stellte sich jedoch als gar nicht so einfach heraus, da es keine Taxis vor Ort gab. Am Ende landeten wir dann im Taxi von Silvio Medina (Tel: 00351918804210) aus Santa Cruz, der englisch spricht, sehr nett und im Grunde ein Fremdenführer ist, da er einem ganz viele Tipps zu Ausflügen oder Restaurants während der Fahrt mitgibt. Die Kosten betrugen 35 Euro von Faja Grande bis zum Leuchtturm bei Ponta Delgada.
Faja Grande selbst war ein hübsches kleines Dorf, das wegen eines Festes zudem mit Girlanden geschmückt war. 
Die hübschen Gassen von Faja Grande

Der Leuchtturm von Ponta de Albarnaz markierte den Startpunkt der Streckenwanderung. Im Hintergrund die Insel Corvo.

Ein kurzer Abstecher rechterhand vom Weg führte zu diesem traumhaften Aussichtspunkt mit Blick auf die Ilhéu Maria Vaz.
Am Leuchtturm Farol de Albarnaz angekommen genossen wir zunächst etwas die schöne Aussicht, die einen bei klarem Wetter wie heute bis zur kleinen Kraterinsel Corvo blicken lies. Wenige Minuten nach Beginn der Wanderung eröffnete sich uns bereits ein erneutes tolles Panorama auf die Steilküste von einem Aussichtspunkt rechterhand des Hauptweges mit Blick auf das Inselchen Ilhéu Maria Vaz
Daraufhin marschierten wir zunächst weiter bergauf entlang der typischen von alten Steinmauern eingerahmten Wiesen mit grasenden Kühen. Während der gesamten Strecke begegneten uns nahezu keine anderen Wanderer und so hatten wir diese traumhafte Landschaft fast ganz für uns allein. So führte uns der Weg entlang idyllischer schmaler Hohlwege und vorbei an plätschernden Bächlein, die von blau und rosa blühenden Hortensien umrankt waren. 
Yep...auch heute wurden wir wieder von zahlreichen vierbeinigen Inselwohnern neugierig beäugt.

Die Azoren hatten eine teils verblüffende Ähnlichkeit mit Neuseeland!

Zunächst ging es entlang dieses schönen Tals auf einer kleinen Straße bergauf.

Dank des tollen Wetters lohnte sich immer wieder ein Blick unter anderem auf die kleinere Insel Corvo am Horizont.

Nach dem ersten Stück auf der Straße führte der Weg bald ausschließlich durch die Natur. 

Nach dem Anstieg ging es über dieses schöne Weideland. 
Am Bachlauf des Canyon Mouco legten wir schließlich auf einer kleinen Grasfläche ein kurzes Picknick ein und atmeten dabei den Duft der Blumen um uns herum. Unterhalten wurden wir während wir wanderten oft vom Zwitschern der Vögel aus den Bäumen und Büschen entlang des Weges. Kamen wir einem Bach näher, hörten wir auch meist das Platschen der Frösche, die sich vor der unbekannten Störung in Sicherheit brachten.
Kurz vor dem Ziel bot sich uns eine tolle Aussicht auf die Faja Grande, die jedoch auch einen ziemlich steilen Abstieg nach sich zog. Trittsicherheit und keine Angst vor großen Höhen sind daher bei diesem letzten Teilstück von Vorteil. Bei oder nach Regen solltet ihr dort lieber gar nicht weitergehen! 
Am idyllischen oberen Ende des Mouco Canyons legten wir eine Rast ein.

Überall um uns herum blühte es! Natürlich waren unter den Pflanzen auch unzählige Hortensien und wilder Ingwer.

Tolle Weitsicht zurück entlang der Küste mit Blick auf die Ilhéu Maria Vaz, den Leuchtturm von Albarnaz sowie die Insel Corvo.

Diesen "Urwald" und den größten Teil des Weges hatten wir fast nur für uns allein, denn uns begegneten gerade einmal eine Handvoll anderer Wanderer.

Manchmal wie hier kaschierten die Pflanzen dankenswerterweise, wie tief hinab es neben dem Weg eigentlich ging! :-)

Unser Ziel, das Dorf Faja Grande war bereits in Sicht.
Das Dorf und seine Äcker verteilte sich über die typisch flache Faja deren Boden und Klima besonders fruchtbar waren.
Grundsätzlich war es aber gut machbar und große Teile des Weges gingen zudem durch dichten Lorbeerwald hinab, wodurch man die Höhe gar nicht mehr wahrnahm. 
Ansonsten ist der größte Teil der Wanderung auch für ungeübte Wanderer sehr gut und ohne große Anstrengung zu laufen. Kurz vor der Ankunft staunten wir noch einmal über die unzähligen riesigen und teils über hundert Meter hohen Wasserfälle, die sich von den Steilhängen ergossen. Zum imposanten Wasserfall Poco do Bacalhau konnten wir dank des gut ausgebauten kurzen Weges von 280 Metern am Ende der Tour auch trotz der müden Beine noch einen lohnenswerten Abstecher machen.
Von nun an ging es steil bergab mit uns! ;-)

Der Abstieg führte auch durch einen kleinen verwunschenen Lorbeerwald.

Das letzte Stück des Weges verlief wieder nahezu ebenerdig und zunächst zum kleinen Weiler Ponta da Faja.

Der Weiler bestand lediglich aus einer Handvoll Häusern samt einer strahlend weißen Kirche.

Die Kirche Igreja de Nossa Senhora do Carmo

Der Weiler lag direkt unterhalb einer von zahlreichen Wasserfällen durchzogenen beeindruckenden Steilwand.

Auch hier wurden wir bereits erwartet! :-)

Wer sich so in Pose schmiss, musste natürlich mit einem Foto belohnt werden!

Der imposante Wasserfall Poco do Bacalhau
Nach knappen 10 Minuten Spaziergang durch den Ort von Faja Grande erreichten wir schließlich unser Auto und machten uns müde aber glücklich auf die Heimfahrt nach Lajes.
Christian
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