Sonntag, 26. Februar 2012

Chile - Südpatagonien: Torres del Paine Tag 2

Der Berg ruft!

...beziehungsweise die Torres del Paine - auf deutsch "Türme des blauen Himmels", die eine ca. viereinhalbstündige Wanderung entfernt vom Hotel las Torres auf uns warteten.
Leider galt es auch 800 Höhenmeter zu überwinden - was uns untrainierte Couch-Kartoffeln noch ordentlich die Schweißperlen auf die Stirn treiben sollte!
Also machten wir uns nach einem reichhaltigen und sehr guten Frühstück im Hotel direkt auf den Weg.
Am Anfang unserer Wanderung zu den Torres del Paine

Zunächst einmal ging es nach einer Flussüberquerung erst moderat, dann immer steiler den ersten Anstieg hinauf. Alleine waren wir dabei jedoch nicht, da dieser Abschnitt der "W"-Wanderungen der berühmteste ist - und so wurden wir auch bereits von übermotivierten Amerikanern, die sich im "Trailrunning" versuchten, überholt.
Der Sinn dieses Sports erschließt sich mir jedoch nicht: Was habe ich davon, auf einem holprigen, steinigen, mir unbekanntem Weg wie ein Irrsinniger entlang zu rennen und dabei noch nicht mal die Landschaft genießen zu können, da man sich voll darauf konzentrieren muss, sich nicht die Gräten zu brechen. Dafür brauche ich zudem auch nicht nach Chile fliegen...die spinnen, die Amis! ;-)
Der erste Aufstieg ist geschafft. Blick in das Tal, dem der Wanderweg hinauf zu den Torres del Paine folgt.

Nach dem Anstieg ging es dann wieder etwas bergab und nach ca. 20 Minuten kamen wir am Refugio Chileno an, dass für viele Backpacker auch "Basislager" und Übernachtungsstation ist, um von dort aus den Aufstieg zu den Torres zu machen. Auch die geführten Pferde-Wanderungen machen hier (End-)Station.
Am Refugio Chileno (hinten rechts)

Brücke über den Bergfluss

Von hier an ging es zunächst relativ geruhsam an einem Bergflußss entlang und dann linker Hand erneut wieder strammer bergauf und bergab, bergauf und bergab, bergauf ... Trotz der Anstrengung war dieser Weg die schönste Wanderung unseres Urlaubs, da man immer wieder unglaublich schöne Ausblicke das Tal entlang, auf schneebedeckte Berge, grüne Tannen und den rauschenden Bergfluss hatte.
Ein kurzes Stück führte der Weg auch direkt am Fluss entlang

Schneemassen, die hoffentlich stabil sind...

Linkerhand und oberhalb vom Fluss mit Blick in das Tal hinein

Nach ca. dreieinhalb Stunden erreichten wir den Campingplatz Campamento Torres. Wenn es nach meiner Kondition gegangen wäre, hätte ich hier am liebsten schon Halt gemacht, doch der letzte und leider auch steilste Anstieg hinauf zu den Torres stand uns noch bevor. Dieser ging nun teils über eine Geröllwand auf schmalen und manchmal ordentlich rutschigen Pfaden hinauf und innerlich war ich hin- und hergerissen zwischen wildem Fluchen und der Vorfreude auf das Ziel.
Kurz vor dem finalen Aufstieg. Rechts geht es hinunter zum fünf Minuten entfernten Campamento Torres.

Durch und an dieser Geröllwand entlang führt der steile Aufstieg. Im Hintergrund links die Torres.
Nach 60 Minuten hatten wir es dann endlich geschafft.
Der Ausblick, der sich vom Mirador Las Torres bot, entlohnte uns für alle Mühen und ließ uns unsere schmerzenden Glieder vergessen.
Wir hatten wahnsinniges Glück: Die Türme thronten vor uns erhaben im blauen Himmel - oft genug verstecken sie sich hinter den Wolken. Der türkisblaue Bergsee unterhalb und die Berge ringsherum bildeten den perfekten Rahmen für diese Naturbühne. Hier oben herrschte eine fast schon andächtige Stille - bis sich eine große Gruppe Wanderer in den kleinen Talkessel ergoss.
Der Mirador Las Torres

Die Torres del Paine in ihrer ganzen Pracht

Nach einer ausgedehnten Brotzeitpause ging es dann wieder den Weg zurück - nicht ohne sich dabei noch mehrmals umzublicken, um noch einmal einen Blick auf die Torres zu erhaschen.
Nach ca. dreieinhalb Stunden kamen wir schließlich müde, aber glücklich wieder am Hotel Las Torres an. Von dort fuhren wir dann mit unserem Auto zurück durch den Park nach Süden in das kurz vor dem Parkeingang gelegene Pueblito Rio Serrano. Das ist ein relativ neues Dorf, das primär aus Hosterias und Hotels besteht, mit perfekter Lage im Tal des Rio Serrano - und den mächtigen Cuernos del Paine am Horizont. Dadurch, dass das Dorf nicht im Nationalpark liegt, sind hier die Zimmerpreise etwas moderater - wenn auch im Landesschnitt immer noch wahnsinnig teuer.
Pueblito Rio Serrano

Rio Serrano mit den Cuernos del Paine im Hintergrund
In der schönen und sehr gemütlichen Hosteria Lago del Toro, in der wir die nächsten zwei Nächte verbrachten, zahlten wir immer noch 120 US-Dollar pro Nacht.
Hosteria Lago del Toro

Vorweihnachtliche Gemütlichkeit im Kamin-beheizten Speiseraum mit imposanter Aussicht

Da es auch keinen Supermarkt in dem Ort gibt, muss man auch in dem einzigen Restaurant oder, wie wir, in der Hosteria das Tagesmenü essen. Mit 27 US-Dollar pro Person ist auch das durchaus Düsseldorfer-Medienhafen-Niveau. Aber das Essen war lecker und die Besitzer-Familie super nett und wir fühlten uns dort sehr wohl.
Christian

Donnerstag, 16. Februar 2012

Chile - Südpatagonien: Torres del Paine Tag 1

Road to Heaven?
Gleich am Morgen nach dem Frühstück beluden wir unseren Jeep und machten uns auf die Fahrt in den Nationalpark Torres del Paine der ca. 140 km nord-westlich von Puerto Natales liegt.
Während die ersten 20 km noch auf einer gut ausgebauten Asphaltstrasse schnell zurückgelegt waren, ging es auf den folgenden 120 km staubiger Schotterpiste dann nur noch mit ca. 60 km/h zwar langsamer, aber für einen nur deutsche Straßen gewöhnten Autofahrer deutlich spannender vorwärts.
...aber wer möchte auch mit 120 km/h durch eine solch tolle Landschaft rasen - hier ist der Weg das Ziel!
Schotterpiste nach Torres del Paine, im Hintergrund das Mylodon-Gelände

Daher machten wir auch diverse Stopps auf dem Weg dorthin, unter anderem an der bekannten Mylodon-Höhle, in der ein gleichnamiges prähistorisches Riesen-Faultier ausgegraben wurde. Auf dem Hügel dort genossen wir jedoch nur die gute Rundumsicht und schenkten uns den kostenpflichtigen Abstecher in die Höhle, in der man wahrscheinlich eh nichts besonderes zu sehen bekommen hätte. (Ignorante These des Autors)
Je weiter wir uns dann dem Nationalpark näherten, desto beeindruckender wurde die Landschaft mit ihren azurblauen großen Seen, den grünen Hügeln mit ihren dem heulenden Wind ausgesetzten Sträuchern und Büschen und natürlich dem Torres del Paine-Massiv, dessen Cuernos del Paine bereits majestätisch am Horizont thronten.
Blick vom Lago del Toro auf das Torres-Massiv

Nachdem wir am Eingang des Nationalparks unseren Eintritt (ca. 20 € p.P., drei Tage gültig) bezahlt und uns bei den netten Rangern mit Informationen und Kartenmaterial versorgt hatten, machten wir uns auf den Weg Richtung Lago Pehoe. Zunächst einmal galt es aber eine recht abenteuerliche Holzbrücke mit dem Auto zu überqueren, die über den türkisfarbenen und kristallklaren Rio Paini führte, der den Lago Pehoe mit dem Lago del Toro verbindet.
Brücke über den Rio Paini

Blick von der Brücke über den Fluss, im Hintergrund die Cuernos

Straße durch den Nationalpark am Fluss Rio Paini entlang Richtung Lago Pehoe

Lago Pehoe mit auf der Insel gelegenem Hotel, das nur über die Fußgängerbrücke zu erreichen ist
Hier findet ihr übrigens eine Karte des Nationalparks.
Neben mehreren kleinen Foto-Stopps - man hat im Grunde hinter jeder Biegung das Verlangen, das gigantische Panorama erneut zu fotografieren - machten wir den ersten längeren Halt bei dem Salto Grande, einem tosenden Wasserfall, der sich vor dem Panorama der Cuernos del Paine aus dem Lago Nordenskjol in den Lago Pehoe ergießt. Von dort aus brachen wir dann auf einen wunderschönen ca. zweistündigen Rundweg auf, mitten durch die grüne Hügellandschaft, an diversen Buchten der Seen vorbei und dem enormen Wind trotzend, bis hin zu einem beeindruckenden Ausblick bzw. Mirador auf die allgegenwärtigen Cuernos.
Salto Grande

Wanderweg vom Salto Grande aus an den Seen entlang

Mirador auf die Cuernos del Paine

Wieder zurück am Auto, ging es dann weiter auf der sich zwischen Lago Nordenskjol und Lago Sarmiento schlängelnden Schotterpiste in Richtung unseres Hotel Las Torres. Auf dem Weg sahen wir des öfternen riesige Kondore am Himmel kreisen und begegneten sowohl korpulierenden Guanakos, die die Stammform des bekannten Lamas sind, als auch einem seltsamen rotem Gefährt deutscher Bauart, das sich als rollendes Hotel entpuppte. Von letzterem sollten wir in diesem Urlaub noch regelrecht verfolgt werden.
Guanako

Das rote Monster

Nach einer noch wackeligeren und nur mit eingeklappten Seitenspiegeln befahrbaren Hängebrücke kamen wir dann gemeinsam mit einer brasilianischen Backpackerin, die wir unterwegs aufgabelten, im Hotel Las Torres an.  Leider lässt sich das Hotel seine sehr schöne Lage extrem gut bezahlen und die günstigste Zimmerkategorie "Lenga" schlug mit ca. 220 € pro Nacht ordentlich ins Kontor. Den Besitzern gehört ein großer Teil des Nationalparks und das Hotel ist der optimale Startpunkt einer jeden Wanderung hinein in das Tal der Torres del Paine oder auch der bekannten mehrtägigen "W"-Wanderung, die so heißt, da man an und zwischen den Torres del Paine bzw. den Cuernos del Paine ein gedachtes "W" abläuft. Wir jedoch begnügten uns mit dem für den nächsten Tag geplanten ca. achtstündigen Aufstieg zu den Torres del Paine.
Hotel Las Torres

Entsprechend früh wollten wir auch am nächsten Tag aufbrechen und waren sowieso von dem heutigen Tag und dessen Eindrücken so geschafft, dass wir ohne Abendessen direkt ins Bett fielen und ab 9 Uhr abends von Bergen, Seen, Liebe machenden Guanakos und roten Monstern träumten. :-)
Christian

Samstag, 11. Februar 2012

Chile - Südpatagonien: Ankunft

Auf ins Land der Pinguine und azurblauen Gletscherseen!

Nach unserem ersten Temperaturschock im heißen Santiago ging es nun per Flieger mit der von einem Deutschen gegründeten Skyairline, die ich absolut empfehlen kann, von Santiago über Puerto Montt und Balmaceda nach Punta Arenas, der deutlich kälteren und südlichsten größeren Stadt Chiles, die auch Heimathafen für viele Antarktis-Expeditionen ist. Allerdings zeigten wir der Stadt die kalte Schulter und bogen direkt vom 20 Kilometer entfernten Flugplatz mit dem Auto auf die Ruta 9 Richtung Puerto Natales ab.
Auf der Ruta 9 nach Puerto Natales

Denn die Zeit war knapp, da wir ca. zwei Stunden am Mietwagenschalter verbracht hatten - nervigen anderen Kunden und der sehr, sehr, sehr gemütlichen Einstellung der Mitarbeiter sei Dank. Außerdem hatten wir etwas Respekt vor der noch vor uns liegenden, ca. 240 km langen Fahrt und wir wollten nicht im Dunkeln durch das oft mehrere Kilometer lang unbewohnte Land fahren. Allerdings stellte sich dann doch schnell Entspannung ein, da die Straße prima ausgebaut und die enorme Weite der Landschaft einfach beeindruckend war.
Am Ortseingang von Puerto Natales begrüßte uns das Mylodon-Riesen-Faultier

Hafenpromenade von Puerto Natales

Blick über die Bucht bei Puerto Natales

Blick von Puerto Natales nach Norden in Richtung des Nationalparks Torres del Paine

Nach einer ca 2,5-stündigen Fahrt erreichten wir Puerto Natales und checkten im gemütlichen Hostal Erratic Rock 2 ein. Dort bekamen wir auch gleich ein paar gute Tipps zur weiteren Abendplanung von dem netten Personal. Nachdem wir uns erstmal im großen,  gut sortierten UniMark-Supermarkt in der Manuel-Bulnes-Straße mit Verpflegung für die nächsten Tage eingedeckt hatten, schlenderten wir dann noch etwas durch die im Zentrum recht touristische, aber nette Hafenstadt und aßen der Empfehlung unseres Hostels folgend im La Picada de Don Carlito den günstigen Preisen entsprechend gut zu Abend.
Danach spazierten wir unsere vollen Bäuche noch etwas durch die Stadt, doch es wurde merklich kühler und so zog es uns bald wieder zurück ins Hostel.
Ein Schiff der chilenischen Küstenwache im Hafen von Puerto Natales

Ausflugsboote im Hafen von Puerto Natales

Damit ging der erste Tag in Südapatagonien zur Neige und wir freuten uns auf die nächsten Tage im Nationalpark Torres del Paine, zu dem wir gleich am nächsten Morgen nach dem Frühstück aufbrechen wollten.
Christian
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