Sonntag, 16. Dezember 2018

Azoren Tag 6: Tagesausflug zur Insel Corvo

Da wir nun bereits Flores sowohl per Pedes als auch mit dem Auto erkundet hatten, wollten wir heute einmal abseits bekannter Pfade wandeln. Um ganz genau zu sein, erstmal mal auf gar keinen Pfaden, sondern auf dem Wasser und zwar in Form einer circa einstündigen Bootsfahrt vom Hafen in Santa Cruz auf die kleine Vulkaninsel Corvo
Unsere Plätze für 35 Euro pro Person auf dem gelben schnittigen Schlauchboot namens Nemo hatten wir bereits am Vortag beim Anbieter telefonisch reserviert. Die Telefonnummer ist: 00351917918964 - Fragt am besten nach Cecilia. 
Das Wetter heute war leider teils bewölkt und auch etwas windig. Dank dem massiven 300 PS Außenbordmotor legten wir die circa 30 Kilometer aber recht schnell und kurzweilig zurück. Dafür sorgte auch, dass wir das Glück hatten und Rundkopf-Delfine entdeckten und der Skipper diesen sogar eine Weile folgte. 
Die schöne Kirche von Santa Cruz auf Flores

Der kleine Fischerhafen von Santa Cruz

Unser Powerboot "Nemo", dass uns sicher nach Corvo und zurück brachte.

Zunächst führte die Bootsfahrt entlang der imposanten Ostküste von Flores

Wir hatten das riesige Glück auf dem Weg nach Corvo ein paar Pilotwalen zu begegnen.

Die kleine Vulkaninsel Corvo
Auf Corvo angekommen fuhren alle aus der Gruppe mit dem Taxi für 5 Euro pro Person direkt hinauf zur Caldera. Da uns das Boot erst vier Stunden später zurück nach Flores bringen würde, nutzten wir die Zeit und stiegen zuerst rechterhand vom Straßenende auf den Kraterrand hinauf. 
Die Sonne kam nun immer öfter hinter den Wolken hervor und setzte den mit saftig grünen Wiesenhügeln und einem See bedeckten Kraterboden perfekt in Szene. Die Zeit reichte ebenfalls auch noch für einen Abstieg in die Caldera und einer kurzen Wanderung bis zum See, dessen Hügel mit etwas Phantasie an ein badendes Seeungeheuer á la Loch Ness erinnerten. 
Wer durch die gesamte Caldera laufen möchte, muss sich aufgrund der Zeit jedoch zu Beginn dafür entscheiden. Denn sowohl Kraterrand-Besteigung, als  auch eine Rundwanderung im Krater ist denke ich in den vier Stunden Aufenthalt nicht zu schaffen. 
Am Kraterrand des erloschenen Vulkans von Corvo

Nur ein Hügel oder doch ein im See schlafendes Fabelwesen? ;-)

Am Kratersee in der Caldera

So gut wie jede halbwegs dazu geeignete Fläche auf Corvo wurde als Viehwiese oder Acker genutzt.
Zurück an der Straße wanderten wir auf dieser knapp zwei Stunden bis zurück zum Dorf Vila do Corvo und dessen Hafen. Wer will, kann natürlich auch das Taxi zurück nehmen, verpasst meiner Meinung nach dann aber eine faszinierende Landschaft, die um den Krater herum bergig und teils noch in Wolken gehüllt war. Später führte der Weg entlang der typischen von Mauern umfassten hügeligen Weiden und alten Steinhäusern während sich immer mehr die Sonne zeigte. 
Zu Beginn unseres Abstiegs war die Landschaft noch in tiefliegende Wolken gehüllt.

Wir waren die meiste Zeit komplett allein und konnten die tolle Stimmung hier oben perfekt genießen.

Komplett allein?...Na gut, nicht ganz, denn wie so oft hatten wir auch auf Corvo Gesellschaft von zahlreichen Kühen, die manchmal wie diese hier direkt am Straßenrand standen.

Die Straße führte vorbei an unzähligen durch kleine Steinmauern begrenzte Wiesen.

Auf dem Weg zum Hafen passierten wir auch diesen noch in ursprünglicher Bauweise errichtete Weiler.

Hier lebten allerdings hauptsächlich nur noch die Tiere.

Wir "Eindringlinge" wurden misstrauisch beäugt. 

Fiedler, Pfeifer und Schweinchen Schlau hier waren wir allerdings ziemlich egal.

Das Dorf Vila do Corvo hatte sogar einen Flughafen. Die Landung glich nach Aussage eines örtlichen Guides allerdings eher einem kontrollierten Absturz! :-)
Auf der Rückfahrt mit Nemo fuhren wir diesmal sehr dicht an der beeindruckenden Steilküste von Flores mit ihren zahlreichen großen Höhlen und Wasserfällen, die sich ins Meer ergossen entlang. Dank der geringen Größe des Bootes manövrierte uns der Kapitän sogar in ein, zwei Höhlen hinein!
Waren wir bisher bis auf etwas Regen und dank der von der Besatzung verteilten Regenjacken nahezu trocken geblieben, sorgten einige hohe Wellen kurz vor dem Hafen von Santa Cruz dafür, dass dann doch noch jeder eine "Gratis-Dusche" erhielt. Aber egal, damit muss man halt rechnen, wenn man mit einem Schlauchboot auf dem Atlantik unterwegs ist! 
Wieder an Land und halbwegs trocken, kauften wir noch etwas Proviant im Supermarkt ein und machten uns zurück in Lajes in unserer Ferienwohnung einen gemütlichen letzten Abend auf Flores.
Christian

Samstag, 15. Dezember 2018

Azoren Tag 5: Inselrundfahrt auf Flores

Um unseren, von den beiden letzten längeren Wanderungen noch etwas strapazierten Füßen mal eine kleine Pause zu gönnen, stand für heute eine Inselrundfahrt auf Flores mit unserem Mietwagen an. 
Zunächst fuhren wir von Lajes aus gen Osten bis hoch nach Ponta Delgada, während wir später am Nachmittag den Westen der Insel erkunden wollten. 
Pittoreske alte Mühle am Straßenrand der ER1-2

Die Kirche von Fazenda de Santa Cruz

Blick auf die Ostküste von Flores

Am Miradouro dos Cedros
Lohnenswert war auf jeden Fall der Abstecher zu dem Picknickplatz in der Baia Alagoa kurz vor Cedro. Denn dieser lag in einem lauschig grünen Bachtal, das direkt an einem Felsstrand endete und bot eine schöne Ausblick auf eine imposante Felsnadel, die sich aus dem Meer erhob. 
Da heute der Weg das Ziel war, unternahmen wir immer wieder mal weitere Abstecher zu diversen Aussichtspunkten, wie etwa dem beim Dorf Ponta Ruiva, von wo aus man auf einen interessanten Felsbogen unterhalb an der Küste blicken konnte. 
Einfache Seilbahnen wie hier dienten den Bauern zum Warentransport über Schluchten hinweg

Wir fühlten uns, obwohl nur wenige Meter von der Straße entfernt, wie im tiefsten Dschungel!

Die imposante Felsnadel deutete uns den Weg zum Campingplatz Alagao

Dieser bot neben zahlreichen Picknickplätzen auch kostenlose sanitäre Anlagen

Die Felsnadel aus der Nähe

Blick vom Dorf Ponta Ruiva hinab auf das gut zu erkennende Felsloch vor der Ilheu de Alvaro Rodrigues
Am Miradouro da Pedrinha - im Hintergrund unser Mittagsziel das Dorf Ponta Delgada.

Unglaublich große und flauschige Moosteppiche direkt am Straßenrand in den Bergen kurz vor Ponta Delgada.
Blick hinab auf Ponta Delgada - am Horizont ist die kleine Insel Corvo zu erkennen.
In den Bergen kurz vor Ponta Delgada parkten wir unser Auto spontan direkt am Straßenrand, um die dicken Moosteppiche zu fotografieren, die hier an einer Felswand hingen und wie aus einem Märchen zu stammen schienen. 
Im Fischerdorf Ponta Delgada angekommen, beschlossen wir im Restaurant O Pescador eine Pause einzulegen. Der Gastwirt selbst war angeblich selbst Fischer, daher entschieden uns für gegrillten Bonito Thunfisch Bonito. Der Fisch auf unseren Tellern war frisch, aber sehr einfach zubereitet und leider völlig ungewürzt. Gar kein Vergleich etwa mit dem fantastischen Thunfischsteak an unserem ersten Tag auf Sao Miguel! 
Zumindest satt fuhren wir danach durch die bergige Inselmitte in Richtung Süden. 
Da das Wetter nun aufklarte und die Nachmittagssonne alles perfekt in Szene setzte, entschlossen wir uns die Schotterstraße bis hinauf auf den mit 911 Metern höchsten Berg der Insel, den Morro Alto zu fahren. Und die Schaukelei sollte sich auszahlen, denn von dort oben konnte man über ganz Flores blicken und die Caldera mit ihren Kraterseen wie dem Lagao Branca glänzten wunderschön in der Sonne. 
Fahrt hinauf auf den Morro Alto, wie so oft auf den Azoren neugierig beäugt von milchspendenden Vierbeinern. :-)

Das Panorama vom höchsten Berg der Insel Flores war beeindruckend, denn man konnte fast die ganze Insel überblicken!

Blick vom Miradouro Craveiro Lopes auf Fajazinha linkerhand und die zahlreichen Wasserfälle rechterhand

Tolle Wandmalerei in einer verlassenen kleinen Hütte am Straßenrand oberhalb von Fajazinha
Wieder unten auf der Landstraße angekommen fuhren wir schließlich weiter in Richtung Fajazinha und fotografierten vom Bergrand oberhalb die Wasserfälle, die nun noch mehr beeindruckten, als im eher grauen Wetter während unserer gestrigen Wanderung. 
Den letzten Stopp des Tages legten wir an den Seen der Caldeira Funda und Rasa ein, denen wir bereits am ersten Tag einen Besuch abgestattet hatten und die in wenigen Minuten von der Hauptstraße aus mit dem Auto zu erreichen sind. 
An der Caldeira Rasa

"Almabtrieb" in Lajes kurz vor Ankunft in unserem Apartment
Zurück in unserer Unterkunft in Lajes beendeten wir dann unsere Rundtour und damit auch den Tag  mit einem im Vergleich zum Mittagessen deutlich würzigerem selbstgekochten Abendessen.
Christian

Mittwoch, 28. November 2018

Azoren Tag 4: Von Lajedo nach Faja Grande

"Welcome to the Jungle!" 

Dieser Ausspruch sollte mir auf unserer heutigen, eigentlich für gestern geplante knapp 14 Kilometer lange Wanderung PR2Flo von Lajedo nach Faja Grande noch des öfteren in den Sinn kommen. 
Zunächst einmal ließen wir uns am Morgen wieder von Taxifahrer Silvio Medina wie bereits gestern zum Ausgangspunkt der Streckenwanderung für 25 Euro von Faja Grande aus fahren. Silvio war sogar überpünktlich und wartete bereits auf uns vor dem dortigen Supermarkt, in dem wir uns noch schnell mit Wasser und Proviant eingedeckt hatten. 
Die Wolken über Lajedo am Morgen verhießen nichts Gutes und so fing es kurz darauf zu regnen an.

Dem kleinen Gesellen hier schienen die Wolken keinen Verdruss zu bereiten!

Bei diesem Haus holte sich die Natur ihren Grund und Boden bereits wieder zurück.

Das kleine Dorf liegt hübsch eingebettet zwischen grünen Hügeln im Südwesten von Flores.
Die erste Stunde der Wanderung bescherte uns leider Regen und das obwohl gar keiner vorhergesagt war - typisch Azoren eben! 
Den Rest des Weges blieb es dann glücklicherweise aber weitestgehend trocken. Dennoch waren wir froh um unsere Wanderstöcke auf den teils mit Steinen gepflasterten Wegen, die sobald nass, eine  Bodenhaftung ähnlich der von Schmierseife annahmen. 
Der Weg selbst war wie auf der Tour gestern und typisch für die meisten Touren auf den Azoren recht gut ausgeschildert und ansonsten auch gut zu wandern. Ein Verlaufen war dadurch eigentlich kaum möglich. 
Hier sorgte dankenswerterweise die Natur selbst für eine Überdachung und Regenschutz.

Der Weg bot öfters auch schöne Aussichten auf die Steilküste.

Wilder Ingwer und ein "Baumtor"

Immer wieder durchquerte man solche fast schon tunnelartigen Hohlwege.

Richtete man den Blick nach oben und gen Osten, traf er oft auf beeindruckende Felsen wie diese hier.

Das Wetter klarte langsam auf und entsprechend wurde auch die Sicht entlang der Küste immer besser.
Nach knapp zwei Stunden erreichten wir das kleine pittoreske und inmitten von Feldern gelegene Dorf Mosteiro
Von hier aus ging es auf einer von der Entfernung von Lajedo bis Mosteiro ähnlich langen Teilstrecke weiter bis nach Fajazinha. 
Wie für die Insel Flores typisch, umgab uns meist der wunderbare Duft der Blumen, wie etwa der der an jeder Straße als Windschutz gepflanzten Hortensien. Auch einige plätschernde Bäche mussten wir auf dem Weg überqueren, dank ausreichend großer Steine im Bachbett blieben wir aber trockenen Fußes. Daneben passierten wir auch zahlreiche Hohlwege und dort war man oft von einer derart dichten Vegetation umgeben, dass man sich wie bereits zu Beginn erwähnt fast wie im Urwald fühlte!
Das feuchte Wetter sorgte für diesen "Naturteppich" über der Treppe.

Die Häuser im kleinen Dorf Mosteiro waren teilweise nur noch Ruinen.

Gut erhaltenes altes Wohnhaus in Mosteiro

Malerische ehemalige Wassermühle bei Mosteiro

Drachenbaum an der Steilküste hinter Mosteiro

Welcome to the Jungle! :-)

Auch wenn das Wetter heute nicht optimal war, verzauberte uns die Wanderung durch solche Passagen immer wieder!
Bei Fajazinha eröffnete sich uns ein monumentales Panorama auf saftig grüne Bergwände aus denen sich unzählige Wasserfälle ergossen. 
Wer mag kann sich übrigens dort die einzige noch betriebene alte Wassermühle auf Flores ansehen, die direkt an der Hauptstraße liegt, auf die der Wanderweg kurz hinter Fajazinha trifft. Eine nette ältere Dame betreibt die Mühle und erklärt einem leider nur auf portugiesisch und unterstützt durch ein paar hilfreiche Gesten wie sie funktioniert. Über eine kleine Spende freut sie sich übrigens auch! ;-)
Blick hinab auf das Dorf Fajazinha vom Miradouro do Portal. Ganz im Hintergrund links unser Ziel das Dorf Faja Grande

Der hübsche Ortskern von Fajazinha

Die letzte noch intakte und arbeitende Wassermühle auf Flores

Die Mahlsteine im Inneren

Man konnte auch an der Seite der Mühle hinabsteigen und die Wasserräder beobachten.
Auf jeden Fall lohnte sich der circa 600 Meter lange Abstecher zu den beeindruckenden Wasserfällen Poço Ribeira do Ferreiro am Lagoa dos Patos (Entensee). Beeindruckend war hier alleine schon die Anzahl - so zählte ich insgesamt ganze 12 Wasserfälle, die sich in den See ergossen, und sich um die Schönheit des Anblicks noch zu steigern auch noch darin spiegelten! Für den gepflasterten und oft feuchten Weg hinauf und vor allem auch zurück leisteten uns die Wanderstöcke erneut gute Dienste. 
Der verwunschene und leider auch etwas glitschige Weg hinauf zu den Wasserfällen.

Die Wasserfälle, von denen ich ganze zwölf zählte, ergossen sich die Steilwand hinab und spiegelten sich dabei malerisch im stillen Bergsee. 

Wie so oft auf den Azoren fühlte ich mich hier wieder einmal kurz nach Neuseeland versetzt.

Gegen Ende der Wanderung kam dann doch noch mal die Sonne heraus und setzte die Landschaft perfekt in Szene!

In Faja Grande angekommen war das Fest, für das wir bereits gestern die Girlanden gesehen hatten im vollen Gange.

Am westlichsten Punkt Europas!

Wie könnte eine lange Wanderung besser zu Ende gehen!
Das letzte Wegstück bis zum Ziel führte uns schließlich entlang uriger, mit den typisch niedrigen Natursteinmauern umfassten Weiden. 
Am Ende zeigte sich dann sogar noch einmal die Sonne und sorgte mit ihrem goldenen Nachmittagslicht für eine tolle Stimmung und Panorama auf Faja Grande und die Küste. Entsprechend zögerten wir keine Sekunde und ließen uns für einen Sundowner-Cider und später noch einen Burger auf der Terrasse des Restaurant Papadiamandis nieder. 
Zur absoluten Entspannung trug dann auch noch die gute Chill-out-Musik und der nette Service bei, auch wenn dieser teils etwas überfordert schien. Darüber hinaus befanden wir uns hier übrigens am westlichsten Punkt Europas. Eine perfekte Kombination also für einen angemessenen Ausklang des heutigen Tages!
Christian
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