Mittwoch, 4. November 2015

Ein Wochenende auf Terschelling in Holland

Die Fahrrad-Insel

Diese Bezeichnung kam zumindest mir direkt in den Sinn, als wir letztes Wochenende, das im Vergleich zu den meisten anderen Nordseeinseln recht große und landschaftlich abwechslungsreiche Terschelling besuchten. Denn die meiste Zeit verbrachten wir auf dem, um die Insel zu erkunden am besten geeigneten und für Holland urtypischen Gefährt, dem Drahtesel - und hatten dabei enorm viel Spaß!
Für den Inseltrip gönnten wir uns ein verlängertes Wochenende von Freitag bis Sonntag, da die Anreise bereits einen halben Tag in Anspruch nahm. So fuhren wir zunächst von Düsseldorf bis nach Harlingen an die Nordseeküste knapp drei Stunden mit dem Auto und setzten dann per Schnellfähre der Reederei Doeksen um 12:30 Uhr auf die Insel über. Die elektronischen Fährtickets hatte ich bequem von Zuhause online gekauft, was ich zudem grundsätzlich empfehlen würde, da die Fähre bis zum letzten Platz ausgebucht war!
Charmante alte Häuser in Harlingen
Innenhafen von Harlingen
Zahlreiche alte Segelschiffe lagen hier vor Anker. Im Hintergrund links der Fährterminal.
Unser Auto hatten wir in Harlingen für fünf Euro pro Tag auf dem bewachten Parkplatz von De Stenen Man inkl. kostenlosen Shuttle zum Hafen abgestellt. Das Auto auf die Insel mitzunehmen ist auch nur mit der langsameren Fähre möglich und zudem eine teure und unnötige Angelegenheit. 
Da wir noch etwas Zeit bis zu Abfahrt hatten, schlenderten wir durch den schönen Harlinger Innenhafen mit seinen tollen alten friesischen Segelschiffen und noch älteren Häusern. Das Übersetzen mit der Fähre dauerte dann gerade mal 40 Minuten und ist auf jeden Fall den zwei Stunden, die die normale Autofähre für die circa 15 Km benötigt, vorzuziehen. 
Die Schnellfähre "Tiger", die uns nach Terschelling brachte.
Ausblick auf Dünen und Meer vom Balkon unseres Hotelzimmers aus.

Das Sandton Hotel Paal 8 

Im Hafen von West Terschelling angekommen, warteten bereits einige Taxis und zwei Linienbusse auf uns Ankömmlinge. Wir entschieden uns für den mit zwei Euro pro Person erheblich günstigeren Bus, auch wenn er natürlich nicht den direktesten Weg zu unserem Hotel nahm. Aber dadurch bekam man auf der anderen Seite auch gleich einen ganz guten ersten Eindruck von der Insel. 
Nach ungefähr 20 Minuten Fahrt erreichten wir unsere Herberge, das Sandton Hotel Paal 8, das etwas erhöht über den anderen Häuser des Dörfchens West aan Zee thronte und quasi direkt in die Dünen hineingebaut war. 
Noch näher am Meer konnte man definit nicht wohnen! 
Nach spätem Mittagessen auf der Restaurantterrasse, natürlich stilecht mit Fleischkroketten ;-), spazierten wir hinab zum Strand. 
Strand ist fast schon eine Untertreibung, denn im Grund ist die gesamte Nordküste von Terschelling ein riesiger weißer 30 Kilometer langer und bis zu einem Kilometer breiter Streifen aus feinem weißen Sand, hinter dem sich teils gigantische Dünen auftürmen! 
Am Strand angekommen, konnte ich es kaum abwarten meinen Lenkdrachen auszupacken und hatte einen Heidenspaß daran, ihn im strammen Nordseewind Loopings und Kurven fliegen zu lassen. 
Der schier endlose Strand von Terschelling direkt unterhalb des Hotels
Nach dieser sportlichen Betätigung hatten wir uns etwas Entspannung verdient und relaxten im Hoteleigenen Schwimmbad samt Dampfbad und Sauna, bevor wir den Abend mit einem guten, wenn auch nicht ganz billigen Abendessen im Restaurant ausklingen ließen. Dass im Badebereich nur die Hälfte der Beleuchtung angeschaltet war und keine der Duschen funktionierte, verminderte den Badespaß etwas. Auch eine Minibar war im Zimmer zwar vorhanden, aber seltsamerweise nicht bestückt. Auf diese Details sollte das Hotel meiner Meinung nach etwas mehr achten, um seinen ansonsten guten Eindruck samt toller Lage noch abzurunden. 
Am nächsten Morgen begeisterte uns dafür dann wieder das reichhaltige Frühstücksbuffet mit exzellentem selbst gebackenen Brot und die Sonne schickte sich an, die letzten Wolken zu vertreiben. Optimale Voraussetzungen also für eine Inselerkundung auf dem Fahrrad! 
Terschelling begeistert Radler mit seinem sehr gut ausbauten Fahrrad-Wegenetz.

Trotz Ende Oktober blühte die Heide sogar noch!

Immer wieder durchzogen idyllische Seen die Insellandschaft.

Sogar kleinere Wälder, wie hier beim Örtchen Formerum, hatte Terschelling zu bieten.
Die Kosten für die modernen und gut in Schuss gehaltenen Räder von Tijs Knop waren mit 8,50 Euro sowie 7 Euro für den Folgetag in Ordnung – zumal es auch noch einen kostenlosen Transfer des Gepäcks zum Hafen am Abreisetag beinhaltete. 
Für Holland typisch, bot die Insel ein dichtes Wegenetz an gut ausgebauten Radwegen, auf denen man jedes Ziel der Insel erreichen konnte. Die Wege führten uns dabei durch wunderschöne Dünenlandschaften, entlang saftiger Wiesen, auf denen Kühe weideten, vorbei an teils noch blühender Heide und sogar durch zwei kleine Wälder.
Kurzer Halt an der Sint Jans Kirche  in Hoorn

Neben Drahteseln waren  auch Pferde perfekt geeignet, um die Landschaft zu erkunden.

Die Muh-Quadriga! :-)
Eine längere Pause samt Mittagessen machten wir im Strandpavillon Heartbreak Hotel, der uns durch seine Inneneinrichtung im Stil eines Diners der 50er Jahre und seine große Burger und leckere Suppen begeisterte. Dies scheint auch andere zu begeistern – so wurde er erst jüngst zum besten Strandpavillon der Nordseeküste gewählt!
Dort bekamen wir auch original Terschellinger Cranberrywein und -Saft aus lokalem Anbau kredenzt. 
Dünen am Strand von Oosterend

Der alte Bunker verdeutlichte hier besonders die Hässlichkeit des Krieges im Vergleich zur Schönheit der Natur.
Der Strandpavillon Heartbreak Hotel im Stil eines American Diner
Nach dem Essen fuhren wir noch etwas weiter bis zum Naturschutzgebiet De Boschplaat im Osten der Insel und wanderten ein Stück hinein in die schöne von zahlreichen Vögeln bevölkerte Moorlandschaft. 
Schilfrohr soweit das Auge reichte im Naturschutzgebiet De Boschplaat.

De Boschplaat ist Brutgebiet zahlreicher Vögel und daher die meiste Zeit im Jahr nicht oder nur begrenzt zugänglich.

Hier störten weder Autos noch Radfahrer die Ruhe.
Auf dem Rückweg machten wir einen kurzen Abstecher zum Kaap Hoorn (nein, nicht das in Südamerika! ;-p ), bevor es durch die pittoresken Dörfer Hoorn, Lies, Formerum und Landerum bis zurück nach Midsland Noord ging. Da es bereits dunkel wurde und mein Magen vom Radfahren knurrte, beschlossen wir, in dem Ort einzukehren und verspeisten sehr leckeres mexikanisches Essen im stilecht dekorierten Restaurant El Leon Rojo. Auf der Fahrt durch die Dünen zurück ins Hotel machten wir mehrmals Halt, um den, durch nahezu kein Streulicht gestörten, Blick auf den klaren Sternenhimmel zu genießen. 
Moin!

Alter Hof in Hoorn 

Liebevoll restaurierte alte Häuser prägten meist das Straßenbild der Dörfer.

Abendstimmung auf Terschelling

Restaurant El Leon Rojo in Midsland-Noord
Am nächsten Morgen schwangen wir uns natürlich wieder auf unsere Drahtesel und besuchten zunächst die Windmühle von Formerum, bevor wir Midsland, mit seiner schönen Allee samt teils uralter Häuser, in den sich zahlreiche Restaurants und Läden befanden, einen Besuch abstatteten. 
Generell findet man in den Orten auf Terschelling glücklicherweise kaum Bausünden, wie leider teils auf Norderney und so kann man hier noch authentische friesische Architektur erleben. 
Windmühle von Formerum

Landidylle

Schöne Allee mit zahlreichen alten Häusern und Kneipen im Zentrum von Midsland

Haus in Midsland

Fast jedes der alten Häuser war einen Fotostopp wert, und dazu eignete sich das Fahrrad erheblich besser als etwa ein Auto!
Nachgebautes Fundament der ausgebrannten Kirche von Stryp

Landen verboten!!??
Von Midsland fuhren wir weiter, natürlich wie so oft mit Gegenwind :-), bis nach Terschelling West, dem größten Ort und auch Hafen der Insel. Sehenswert ist dort vor allem der, die Häuser überragende und schon von weitem sichtbare, aber ehrlich gesagt nicht gerade schöne Leuchtturm Brandaris, die alten Häuser der Innenstadt und der Hafen mit seinen Fischkuttern. 
Hauptquartier der Illuminaten? ;-)
Zentrum von West Terschelling mit Leuchturm Brandaris im Hintergrund.

Kutterflotte im Hafen von West Terschelling

Reste eines alten  U-Boot-Turms im Hafen
Der letzte Tagespunkt vor der Rückfahrt auf das Festland bestand aus einer Wanderung zu den riesigen Dünen an der Westküste, dessen Startpunkt man gut per Fahrrad in knapp zehn Minuten vom Dorf aus erreichte. Der fantastische Ausblick auf Küste und Hinterland vom „Gipfel“ der Düne aus belohnte auf jeden Fall für die Mühe des steilen Aufstiegs durch den losen Sand. 
Aber auch die, für Hin- und Rückweg insgesamt circa eine gute Stunde in Anspruch nehmende Wanderung selbst, ist sehenswert. Wer mehr Zeit als wir im Gepäck hat, kann auch den etwas längeren Rundweg laufen. 
Idyllischer Wanderweg zu den Dünen bei West Terschelling.

Der Weg verdeutlichte, dass trotz der vielen Pflanzen quasi alles "auf Sand gebaut" ist!

Kurz vor unserem Ziel: Die bestimmt an die 30 Meter hohen Dünen im Westen von Terschelling.

Nach dem recht mühsamen steilen Aufstieg wurde man mit einem fantastischen Panorama auf das Hinterland...

...sowie die Küste belohnt!
Zurück am Hafen,  gaben wir schließlich unsere lieb gewonnenen Räder ab und nach Entgegennahme unseres Gepäcks, mussten natürlich noch ein paar fangfrische Kibbelinge an der Bude am Hafen vernichtet werden. 
Das Essen gestaltete sich jedoch etwas abenteuerlich, da man sich gegen eine Heerschar hungriger Möwen verteidigen musste!
Kurz darauf bestiegen wir unsere Schnellfähre und starteten pünktlich um 16:15 Uhr zurück gen Harlingen. Am Hafen wartete bereits unser Shuttle und so brachen wir nur eine viertel Stunde später gegen halb sechs Uhr abends mit unserem Auto vom Parkplatz auf und bahnten uns unseren Weg durch eine dicke Nebelsuppe heim nach Düsseldorf. 
Das Wattenmeer bei Ebbe in der Nähe von West Terschelling.

Möwen-Alarm beim Kibbelinge-Essen am Hafen
Zurückblickend kann ich es jedem empfehlen, die spätere Fähre zurück zu nehmen, da man dadurch noch einen ganzen Tag auf der Insel verbringen kann und der geringe Aufpreis den Zeitgewinn, im Vergleich zur bereits Mittags abfahrenden Autofähre, absolut wett macht.
Christian

An dieser Stelle auch nochmal ein riesen Dankeschön an unsere lieben Freunde Mareike, Melanie und Stefan! Ihr habt uns drei fantastische Tage beschert!!! :-)

2 Kommentare:

  1. Hallo, toller Bericht. Hast du großartig gemacht. Da packt mich doch sofort das Reisefieber. Weiter so! Viele Grüße Stefan

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  2. Vielen Dank für das Lob! Das freut mich! :-)

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